Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann

  

Zweitligisten beeindrucken die 1. Bundesliga

Die Gruppeneinteilungen des Viertelfinales im Radball-Deutschlandpokal Elite an die 4 Spielorten Bolanden, Hannover, Großkoschen und Denkendorf versprach Überraschungen. Diese gab es tatsächlich, denn nach dem Rücktritt bzw. Verzicht von RV Gärtringen traf es 3 weitere Erstligisten mit RVS Obernfeld II (Julian und Raphael Kopp), RKV Denkendorf I (Sascha Henn – Andreas Luik) und BL-Wiederaufsteiger SV Nordshausen (Andreas Reichenbacher – Christian Gallinger), die das Halbfinale am 13.02.16 verfehlten. Dafür sorgten die 4 Zweitligisten RMC Stein II (Robert Mlady – Michael Birkner), RSV Großkoschen I (Norman Tuppatsch – Tobias Kolba), RSV Krofdorf (Sascha Götz – mit „Ersatzmann Thomas Abel“) und RSV Waldrems II (Björn Bootsmann – Marcel Schüle), die nun mit berechtigten Aussichten im Halbfinale bei günstiger Auslosung auf das Pokalfinale hoffen dürfen. Im Halbfinale, dessen Spielorte ausgelost werden, greifen dann auch die 4 Erstplatzierten der letzten DM ein (SV Eberstadt, RMC Stein I, RVS Obernfeld I und RC Iserlohn).

In der Gruppe 1 in Bolanden gab es keine Geschenke zum Geburtstag (die heimischen Gebr. Mergel feierten am Vortag ihren 23. Geburtstag und Mark Beinschrodt – RV Kemnat II – wurde am Spieltag junge 20). Hier fehlte neben RC Oberesslingen die 2. Bundesligamannschaft, die nach Platz 5 bei der letzten DM eigentlich der RV Gärtringen gewesen wäre. So war für einen Zweitligisten die Tür zum Halbfinale automatisch geöffnet. Den freien Startplatz hatte RV Kemnat II bekommen, das in der 1. Runde auf Rang 3 eigentlich bereits ausgeschieden war, aber bester Dritter aller 8 Achtelfinalspielorte war. Der Spieltag stand im Zeichen von RSV Waldrems II, der ehemalige Deutschlandpokalsieger U 23 von 2013. Ihr Schlüsselspiel zum späteren Tagessieg absolvierten sie bereits im 1. Spiel mit 3:2 Toren gegen RC Oberesslingen. Mit dem 4:1 über den ewigen U23-Rivalen RV Bolanden war der Weg ins Halbfinale früh geebnet. Sehr viel schwerer tat sich dagegen RC Oberesslingen. Der Niederlage gegen RSV Waldrems II folgte schon im 3. Spiel eine weitere Pleite mit 4:5 Toren gegen RV Bolanden. Damit hatten Max Bläsi und Stefan Mannes es nicht mehr selbst in der Hand, aber  die Mergels nutzten diese tolle Ausgangsbasis nicht und blieben gegen RV Kemnat I und II ohne Sieg. Zweitliganeuling RVW Naurod im 1. Aktivenjahr spielte gegen RV Kemnat I und II sowie RV Bolanden auf Augenhöhe, brachen in den beiden Spielen gegen die Halbfinalisten zum Schluß jedoch etwas ein.

In Hannover gab es bereits vor dem 1. Anpfiff den Knüller, denn der fast 40-jährige 2-fache Weltmeister Thomas Abel gab in der 125 Jahre alten Halle Goethestr. als Ersatzmann für Luca Wagner (RSV Krofdorf) sein sportliches Debut. Sein Trikot des RV Hechtsheim paßte haargenau und hier und da mußte er pusten, aber von seiner Klasse und Routine hat er nichts verlernt. Gegen Hannover und Nordshausen mußte jeweils ein 0:1-Rückstand umgebogen werden und in beiden Fällen gelang dieses erst in den 3 letzten Minuten des Spiels. Gegen Hannover per 4-Meter-Ball zum 2:1 und gegen Nordshausen mit überraschendem Weitschuß aus 8 Metern und mit geschlenztem Schuß über Reichenbachers inke Hand zum 2:1. Gegen Baunatal gelang das nicht, denn das 0:2 zur Halbzeit und später das 1:4 war doch zu viel, obwohl man bis auf 3:4 noch herankam. Das Schlüsselspiel des Wettbewerbs gab es gegen RSV Leeden, das in überzeugender Manier mit 5:0 Toren gewonnen wurde und zudem schaffte man sich ein tolles Torkonto. Da Favorit Schiefbahn derweil in spielerisch überzeugender Manier bereits 9 Pluspunkte aus 3 Spielen auf dem Konto hatte, waren die beiden ersten Plätze fast vergeben. BL-Aufsteiger SV Nordshausen hatte nach den Niederlagen gegen RSV Krofdorf und RSV Leeden keine Chancen mehr und auch RSV Leeden versäumte es, gegen GSV Baunatal mit einem hohen Sieg Krofdorf für deren letztes Spiel unsicher zu machen. Im Gegenteil: RSV Leeden war froh, aus einem 0:3 noch ein 3:3 zu machen. So ging es zwischen RSC Schiefbahn und RSV Krofdorf noch um den Tagessieg, die Hessen hätten mit 2 Toren gewinnen müssen. Es wurde eine Demonstration von Cleverness: RSC Schiefbahn wirbelte und hatte gefühlt 80 % Ballbesitz, jedoch Thomas Abel ließ sich nicht vom Verteidigungszentrum weglocken und bestimmte bei eigenem Ballbesitz das Tempo mit sicherer Ballkontrolle, Pässen und genauen Torschüssen das Match. Mit 6:3 Toren war der Lohn am Ende Platz 1 für RSV Krofdorf.

In Großkoschen gab es für den Pokaldritten 2015 RVS Obernfeld II eine große Enttäuschung. Gegen 5 Gegner aus Ostdeutschland gab es ein frühes Pokal-Aus. Furios weiter der Auftritt und die Rückkehr in die Eliteklasse durch den RSV Zscherben, der Deutsche Ex-Meister Michael Gerdes mit Oliver Uhlirsch geht gut gerüstet in die Punktspielrunde. Ohne Verlustpunkt zu bleiben schaffte nur in Gruppe 2 der RSV Waldrems II. Einen starken Heimauftritt schaffte auch RSV Großkoschen I, den letzten Oberligisten Demminer RV (Maik Selent – Christian Schienmann) besiegte man 5:0 und KSC Leipzig wurde mit 5:3 Toren geschlagen. Derweil hatte Mitfavorit RVS Obernfeld II nach dem schwierigen Auftaktsieg mit 2:1 gegen KSC Leipzig bereits Federn gelassen, denn die alte Erfolgsmannschaft des VfH Mücheln (Mike Rödger mit Herbert Pischl) hatte in einem taktischen Spiel mit 3:1 Toren die Eichsfelder besiegt. So stand RVS Obernfeld II gegen RSV Großkoschen I bereits vor dem Aus. Mit 3:3 Toren konnten die Kaderspieler keinen Boden gutmachen, also ging es gegen RSV Zscherben um alles oder nichts, denn RSV Großkoschen I hatte mit 3:1 gegen VfH Mücheln vorher die 10-Punkte-Marke gesetzt. Ständig im Rückstand liegend schafften die Kopps auch hier den benötigten Sieg nicht und waren mit dem 2:4 Toren aus dem diesjährigen Pokal früh ausgeschieden.

In Denkendorf war man gespannt auf den 1. Pflichtauftritt des „echten“ Neulings in der 1. Bundesliga RVI Ailingen (Markus Lang – Michael Brugger). Das Fazit: Ailingen wird eine Bereicherung für das Oberhaus sein, zudem gibt es den 1. Weltklasse-Kunstfahrer Michael Brugger im Radballrudel. 4 Gegentore in 5 Spielen schaffte keiner in den 4 Spielorten. Das bedeutet, Taktik und geschicktes Abwehrverhalten sind wesentliche Erfolgsgaranten: 0:0 gegen RMC Stein II (Michael Birkner – Robert Mlady), die nun wirklich kernige Schüsse auf Lager haben. Ferner 0:0 bei Halbzeit gegen RSV Wendlingen II (Kevin und Dennis Bee), ohne Risiko, um dann in Halbzeit 2 auf 4:0 den Sieg abzusichern. RKV Denkendorf I, der 2. Erstligisten an diesem Tage, startete mit 2 Niederlagen und war damit praktisch raus. Im Spiel 3 schied zudem Andreas Luik aus und Stefan Berner wechselte vom Schriftführer auf die Spielfläche. RSV Wendlingen I und II blieben bei je 3 Pluspunkten ohne Chancen. RKV Denkendorf II (Valentin Notheis – Felix Weinert), amtierender Deutschlandpokalsieger U 23, hatte bis zum drittletzten Spiel noch die Möglichkeit fürs Halbfinale, aber es mußte gegen RMC Stein II zwingend ein Sieg her. Bis zur Pause beim 2:2 war noch alles offen, dann legte RMC Stein II zum 7:4 in der 2. Halbzeit zu und war damit weiter.