Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

Supertag der Deutschen beim Weltcup in St. Gallen: Sieg für die Mladys, Leadertrikot für die Kopps

Der 7. Weltcup 2015 in St. Gallen/SUI mit 10 Mannschaften aus 6 Nationen stand ganz im Zeichen der Deutschen. Weder die favorisierten Weltmeister RC Höchst I (Patrick Schnetzer – Markus Bröll) noch Vize-Weltmeister RS Altdorf (Roman Schneider – Dominik Planzer) konnten sich in die Siegerliste des ältesten Radballturniers der Welt, dem OLMA-Preis, eintragen, sondern Gerhard und Bernd Mlady vom RMC Stein. Den deutschen Triumpf vervollständigten Andre und Manuel Kopp (RVS Obernfeld) mit Platz 3, mit dem sie erstmals in ihrer Laufbahn das Trikot des Weltcup-Leaders übernommen haben.

Die 25-jährigen Cousins aus Franken zeigten in ihrem erst 9. Weltcup-Turnier eine brillante Leistung und konnten ungeschlagen erstmals einen Turniersieg im Weltcup feiern. Bemerkenswert auch, daß es in der 69. Auflage seit 1945 dieses Traditionsturniers erstmals seit 2004 (damals Gebr. Pfaffenberger aus Edersleben/Sangerhausen) wieder einen Sieger aus Deutschland gab. Der OLMA-Preis ist traditionell eine Domäne der Schweiz. Im Finalspiel trafen die Mladys ausgerechnet auf den Schweizer Meister RS Altdorf, der unbedingt seine Erfolgsserie beim OLMA-Preis fortsetzen wollte. Mit einem umkämpften 4:3-Erfolg, dabei immer in Führung liegend, verhinderten die Deutschen, daß RS Altdorf – bisher 5 Siege – näher an die Schweizer Radballlegende Paul Oberhänsli (7 Siege in der Zeit von 1975-1984) rückt. Damit ist endlich die sieglose Zeit im Weltcup (seit Obernfelds Erfolg in Krofdorf 2014 sind 12 Turniere mit 462 Tagen verstrichen) für den BDR beendet. Im Spiel um Platz 3 beherrschte der 2-fache Deutsche Vizemeister RVS Obernfeld die Schweizer Überraschungsmannschaft RMV Pfungen (Benjamin und Severin Waibel) klar mit 8:2 (4:1) Toren.

Nach dem starken Auftritt beider deutschen Teams in der Vorwoche beim Final-Five in Forst hatte man durchaus mit dem Halbfinale geliebäugelt. Zusätzlich war man natürlich gespannt, wie die Vergleiche unserer möglichen WM-Fahrer mit dem Weltmeister und Vize-Weltmeister 2014 aussehen, die sicher auch 2015 ihre Nationen wieder vertreten könnten. RVS Obernfeld kam etwas schwer in den Wettbewerb, denn RV Dornbirn leistete beim 3:3 erheblichen Widerstand und glich 3 x die Führung der Deutschen aus. Es drohte lange Zeit ein Penalty-Schießen gegen RV Dornbirn, jedoch in vorletzten Gruppenspiel verloren die Vorarlberger gegen SC Svitavka mit 4:5 Toren und damit waren die Eichsfelder im Halbfinale. Das Spiel um den Gruppensieg gegen RS Altdorf ging knapp 3:4 verloren, als Manuel Kopp den Pfosten traf und Andre später knapp vorbei. In der anderen Vorrundengruppe hatte RMV Pfungen mit einem mutigen Auftritt (wie 2014 in Krofdorf mit 6:5 Toren) den Weltmeister RC Höchst I mit 8:6 Toren geschlagen von der Fläche geschickt und dabei erstaunliche Abwehrmängel (28 Gegentore in 5 Spielen) aufgedeckt. RMC Stein hatte vorher mit 5:3 Toren gegen die Eidgenossen für einen guten Grundstein gesorgt, aber man mußte bis zum letzten Spiel gegen Weltmeister RC Höchst I bangen und vor allem rechnen. Bei einer Niederlage von RMC Stein wären 3 Teams mit 9 Punkten punktgleich, so daß die Ergebnisse der direkten Vergleiche für die Rangfolge herangezogen worden wären. RMV Pfungen war bei 11:11 Toren fertig und der Weltmeister stand vor der Nervenprobe, gegen RMV Stein einen Sieg mit 2 Toren Differenz zu schaffen. An diesem Tage lief bei RMC Stein alles zusammen und mit 7:4 (3:2) Toren wurde ohne Punktverlust Platz 1 abgesichert. Damit war aber auch klar, daß es im Halbfinale zu deutschen und schweizer Duellen kommen wird.

RS Altdorf wehrte im 1. Halbfinale den Angriff ihrer Landsleute aus Pfungen mit 6:3 Toren ab. Severin Waibel war jedoch seit dem Spiel gegen RMV Mosnang gehandikapt, denn Severin Waibel hatte sich den Finger ausgerenkt. Furios startete RMC Stein im 2. Halbfinale gegen RVS Obernfeld und hatte bei Halbzeit mit 4:0 Toren die „halbe Miete“ bereits geschafft. 6:3 Tore am Ende und damit war für Stein das 2. Finalspiel perfekt.

Für RC Höchst I blieb mit dem 10:7 über SC Svitavka/CZE Platz 5 und verpaßte der Welt-Champion zum 3. Male im 28. Turnier das Halbfinale. Im Spiel um die Plätze 7 und 8 standen sich RV Dornbirn und SNA Gent (möglicherweise bestritt Belgiens Rekordspieler Christophe Baudu sein 38. und letztes Weltcupturnier) gegenüber, den die Österreicher mit 4:3 Toren für sich entscheiden konnten. Beide Teams sind jedoch in diesem Jahr im Finale nicht vertreten. UC Benicarlo (Florencio Monge – Marcel Chaves) gab das Debut mit Rang 10, das Platzierungsspiel gegen RMV Mosnang (Lukas Schönenberger spielte noch einmal mit seinem Ex-Partner Timo Reichen) wurde klar 0:12 verloren. Spanien die 21. Nation in der Weltcup-Historie. Nur 3 Tore in 5 Spielen ist jedoch für den Sieger der WM-B-Gruppe 2014 zu wenig. Die Generalprobe Mosnangs für das Finale verlief bis zur Halbzeit durchaus positiv, denn gegen RC Höchst I, SNA Gent und RMV Pfungen hatten sie nach 7 Spielminuten jeweils ein 2:2 gehalten, ehe es dann in der 2. Halbzeit nicht mehr reichte.

Mit 160 Rankingpunkten hat RVS Obernfeld das Trikot des Weltcup-Leaders übernommen. Sie haben ebenso wie RC Höchst I und II, RS Altdorf, RMC Stein, RV Gärtringen und Favorit Brünn definitiv das Weltcup-Finale am 05.12.15 erreicht. SC Svitavka hat jetzt mit 125 Rankingpunkten den RC Winterthur (bisher 95) herausgefordert. Beim 8. und letzten Turnier am 24.10.15 in Höchst/AUT muß RC Winterthur gegenüber SC Svitavka 30 Rankingpunkte gutmachen.