Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

 

Abstieg: Den „unabsteigbaren“ Tim Lindner hat`s erwischt

Am letzten Spieltag der 1. Radball-Bundesliga in Obernfeld und Oberesslingen sind die letzten Entscheidungen gefallen. An der Spitze war beim Quartett RVS Obernfeld I, RMC Stein, RV Gärtringen und SV Eberstadt bereits alles klar, die Final-Five-Turniere in Straubing und Forst sowie das DM-Finale in Minden-Lübbecke waren abgesichert, es ging lediglich noch um die genaue Platzierung in der Endtabelle, die wichtige Punkte im Hinblick auf die WM-Nominierung bringt. Für den RC Iserlohn war es wichtig, den tollen 5. Rang noch abzusichern, der Rest kämpfte gegen den Abstieg, sogar RC Oberesslingen mit 25 Punkten vor dem Heimspieltag hätte es noch treffen können. Klar waren die Absteiger RSG Ginsheim und RSV Großkoschen, aber der Absteiger Nr. 3 war noch nicht gefunden und hier gab es dramatische Duelle.

In ihrer 9. Bundesligasaison hat RVS Obernfeld I (Andre und Manuel Kopp) zum 1. Male den Staffelsieg erringen können. Mit den 10 Rankingpunkten in der WM-Qualifikation zogen sie nun mit SV Eberstadt (je 12 Punkte, auf Platz 3 RMC Stein 8 P., Rang 4 RV Gärtringen 6 Punkte und RC Iserlohn 5 Punkte) gleich. Zum 7. Male in Folge ist der amtierende DM- und Pokalvizemeister RVS Obernfeld I nun im DM-Finale. Nur eine Saisonniederlage gegen SV Eberstadt (Jens Krichbaum und Roman Müller) mit 1:4 Toren am 4. Spieltag ist schon beeindruckend. Daheim konnte man gegenüber dem bisherigen Leader RMC Stein (Bernd und Gerhard Mlady) die bessere Ausgangsbasis zum Führungswechsel nutzen. Ausschlaggebend war natürlich das Spitzenspiel des Tages gegen RMC Stein. Nach einem 1:0 beim Seitenwechsel behielt man das Spiel im Griff und sicherte sich den entscheidenden Dreier mit 4:2 Toren. So blieb den Franken mit der besten Tordifferenz am Ende Platz 2, allerdings mit realistischen Chancen, um die WM-Tickets eingreifen zu können. Titelverteidiger SV Eberstadt sicherte sich BL-Platz 3, mit 26 Pluspunkten in der Rückrunde war man bestes Team. Das zeigt, daß die Spielharmonie immer besser wird und die Spielphilosophie ähnelt der von RVS Obernfeld I (44 Gegentore in 22 Spielen gegenüber 43 vom RVS Obernfeld I, beide mit 89 geschossenen Toren). Da sind die 3 anderen Finalisten im Angriff effektiver, bekommen aber im Schnitt ein und mehr Gegentore. Mit RV Gärtringen (Uwe Berner und Matthias König) muß weiter gerechnet werden, denn bei Platz 4 muß berücksichtigt werden, daß Uwe Berner einmal gefehlt hat. Die starke Pokalleistung von RC Iserlohn (Heiko Cordes und Daniel Endrowait) wurde mit der sicheren Teilnahme am DM-Finale unterstrichen. Die Vorrunde, in der im Kopf in erster Linie der Klassenerhalt stand, mit 15 Pluspunkten wurde in der Rückrunde sogar mit 19 Punkten übertroffen. Für eine Überraschung und als Zünglein an der Waage sind die Sauerländer jederzeit in der Lage.

Bei den Absteigern hat wie erwartet das junge Team der RSG Ginsheim (Dennis Lipp und Lars Meierle), das binnen weniger Tage ins kalte Wasser geworfen wurde und um 2 Klassen höher spielen mußte, die 1. Liga nicht behaupten können. Unterm Strich haben sich sich sogar besser verkauft als erwartet und hätten fast noch RSV Großkoschen (Norman Tuppatsch und Tobias Kolba) die rote Laterne übergeben. Die Lausitzer hatten einen guten Start mit 2 positiven Spieltagen, aber 0 Punkte in der Rückrunde sind doch eine Ernüchterung. Absteiger Nr. 3 ist nun doch der RSV Waldrems (Tim Lindner und Thorsten Schneider) geworden. Seit dem Aufstieg 2009 hat es dieses Team immer wieder geschafft, teils unmögliche Punkte doch noch zum Klassenerhalt zu holen. Nachdem Thorsten Schneider schon einmal mit Jürgen Stiefele runter mußte, hat es nun der unabsteigbare Tim Lindner erstmals erwischt. Die magische 24-Punkte-Grenze für den Ligaerhalt wurde verfehlt, obwohl auch der letzte Spieltag mit 6 Pluspunkten gegen RSG Ginsheim und RSV Großkoschen im Soll blieb. RVS Obernfeld II blieb in Reichweite, wie in der Vorrunde (aus 5:2 wurde eine 5:7-Niederlage) ging man auch daheim trotz einer 1:0-Pausenführung am Ende mit 1:7 Toren unter. Aber der Knackpunkt für RSV Waldrems war das direkte Duell gegen RVS Obernfeld II (Julian und Raphael Kopp), als man mit 0:2 in die Pause ging und das Match nicht mehr umbiegen konnte (1:3). So konnte sich anschließend RVS Obernfeld II dank eines lange Zeit umkämpften 3:1-Erfolgs über RSG Ginsheim vor Ort die entscheidenden 2 Punkte Vorsprung sichern. Dennoch blieb die Hoffnung im Fernduell mit RSC Schiefbahn (Sven Holland-Moritz und Marius Hermanns), denn diese hatten in Oberesslingen das schwerere Restprogramm und die schlechtere Tordifferenz. Diese beeindruckten durchaus mit Willen und blieben 4 Halbzeiten völlig ohne Gegentor. Gegen SV Eberstadt reichte es beim 0:2 noch nicht, aber mit dem Rücken zur Wand schafften die Westdeutschen den dringend notwendigen Dreier gegen RKV Denkendorf (Sascha Henn und Andreas Luik) mit 3:1 Toren, um dann wie in der Vorrunde (6:5) erneut gegen Ex-Weltmeister RV Gärtringen mit 5:3 Toren 3 weitere Punkte abzusichern. Der Kontakt im Fernduell besagte, das reicht noch nicht, also gab es gegen RC Oberesslingen (Max Bläsi und Stefan Mannes) in deren Halle das letzte Nervenspiel. Mit 1:1 wurde der rettende Punkt geholt und von da an brachen alle Dämme. RC Oberesslingen hat in vielen Spielen gezeigt, daß es mit ihrer Spielweise durchaus nach oben angreifen kann, aber die vielen Punktverluste in gewissen Schlüsselspielen (wie auch jetzt gegen RKV Denkendorf - 2:3 und RSC Schiefbahn - 1:1) verhindern dieses. RKV Denkendorf reichte das 3:2 über RC Oberesslingen zum Klassenerhalt und stand im Saisonabschlußspiel gegen SV Eberstadt mehr als eine Halbzeit bei 2:1-Führung vor einem besonderen Coup, ehe am Ende die Punkte mit 3:5 Toren doch an den Meister gingen. Nun kann man sich voll auf den Heim-Weltcup konzentrieren. Erstmals seit langer Zeit haben damit alle 3 echten Aufsteiger RC Iserlohn, RKV Denkendorf und RSC Schiefbahn die Eliteklasse gehalten.