Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann

  

Jens Krichbaum bleibt das Maß aller Dinge im deutschen Radball

Die Arena Bilsteinstr. in Albungen bleibt das „Erfolgspflaster“ für Jens Krichbaum (SV Eberstadt). 10 Jahre nach dem Sieg im Final-Five-Turnier in Albungen mit seinem Bruder Holger schaffte er jetzt dort den Sieg beim Deutschlandpokalfinale Elite mit seinem neuen Partner Roman Müller (früher RSG Ginsheim). Für Jens Krichbaum ist es nach 2007 (zusammen mit Bruder Holger) und 2013 (mit Marco Rossmann) der 3. Pokaltitel mit dem 3. Partner. Für Roman Müller nach 2011 (mit Marco Rossmann) ist es der 2. Deutschlandpokalerfolg. Damit hat sich nach erst 10 Wochen gemeinsamem Training bereits der 1. Titel für das neue Duo ergeben und zugleich ist man qualifiziert für das Europacup-Finale am 09.05.15 in Hardt/Schwarzwald. Basis des Erfolgs war die kompakte Abwehr, Keeper Roman Müller ließ erst nach 32 Minuten Spielzeit den 1. Gegentreffer zum 1:2 von Gerhard Mlady im 3. Spiel zu.

Zweiter und damit wie 2011 die beste Pokalplatzierung, aber dennoch am Ende sehr niedergeschlagen, war das Team RVS Obernfeld I (Andre und Manuel Kopp). Die Eichsfelder scheiterten zum 4. Male in Folge im finalen Spiel an einem deutschen Titelgewinn und immer stand als Jens Krichbaum auf der Gegenseite. Dabei waren die Voraussetzungen vor dem letzten Spiel der Endrunde für RVS Obernfeld I (für Manuel Kopp, der in Eschwege wohnt, sogar ein Heimspiel) perfekt, denn schon ein unentschieden hätte für die Kopps für den 1. Titelgewinn im Elitebereich gereicht. SV Eberstadt ging nach 3 Minuten mit 1:0 in Führung, 2 Minuten später schaffte Manuel Kopp mit einem Schuß ins hintere Dreieck den benötigten 1:1-Ausgleich, der auch der Halbzeitstand war. In der 2. Halbzeit wollte RVS Obernfeld I nicht zu viel riskieren und SV Eberstadt vermied, in Konter zu fahren. Wie so oft, entschied das Glück ein Match. 3 Minuten vor Spielende erzielten die Südhessen das letztlich entscheidende 2:1, als ein Schuß aus Höhe des Mittelpunktes vom Obernfelder Keeper Andre Kopp eigentlich schon gehalten war, aber der Ball rollte über seine linke Hand auf den Sattel und fiel dann über die Torlinie.

Beim Mitfavoriten RV Gärtringen mußte krankheitsbedingt Uwe Berner durch Oldie Gunther Schmid an der Seite von Matthias König ersetzt werden, daher wurde die Endrunde verfehlt. Die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen, nutzten zwei andere Teams. RVS Obernfeld II (Julian und Raphael Kopp) hatte schon etwas unglücklich 0:1 gegen den späteren Cupsieger SV Eberstadt verloren, dann trotzte das Team völlig überraschend aber verdient dem Pokalverteidiger RMC Stein (Gerhard und Bernd Mlady) ein 3:3 ab. Mit 6:1 über den einzige Zweitligavertreter RVI Ailingen (Michael Brugger – Markus Lang) legte RVS Obernfeld II ein gutes Torepolster vor, so daß RMC Stein gegen SV Eberstadt gezwungen war, einen Punkt zum Erreichen der Endrunde holen zu müssen. Die Franken lagen gegen ihre späteren Nachfolger ständig im Rückstand, kamen überhaupt nicht in ihren gewohnten Tempo-Radball und gingen mit 3:6 Toren geschlagen und völlig enttäuscht von der Fläche. Damit zog RVS Obernfeld II dank der besseren Tordifferenz mit SV Eberstadt in Gruppe 1 in die Endrunde. In Gruppe 2 war RC Iserlohn (Heiko Cordes – Daniel Endrowait) die positive Überraschung. Gegen den Deutschen Vizemeister RVS Obernfeld I gab es mit 1:6 zwar eine klare Niederlage, aber die Wende schaffte man gegen das ersatzgeschwächte RV Gärtringen. Nach einem 0:2-Rückstand fanden die Sauerländer mit Willen und Kampfkraft ins Spiel und holten mit 4:2 Toren einen wichtigen Dreier. Die Endrunde vor Augen drehten sie gegen RVI Ailingen furios auf und holten mit 11:3 Toren den einzigen zweistelligen Sieg an diesem Tage.

In der Endrunde waren natürlich RVS Obernfeld I (nahm das 6:1 über RC Iserlohn mit in die Endrunde) und SV Eberstadt (1:0 über RVS Obernfeld II) die Favoriten. Platz 2 sicherte sich RVS Obernfeld I im Vereinsduell mit der 2. Mannschaft dank eines sicheren 4:0-Siegs. Dagegen stand SV Eberstadt auf der Kippe, denn das frech aufspielende RC Iserlohn wollte die Gunst der Stunde nutzen und führte 3:1 und bis 4 Minuten vor Schluß noch 4:2 gegen die Südhessen. Ex-Weltmeister Christian Heß als Coach hinter dem Tor mahnte immer wieder „Ruhe ! Sicher !“ und seine Jungs befolgten den Rat: Mit Geduld schaffte SV Eberstadt den 4:4-Ausgleich, ein schmeichelhafter Punktgewinn, der trotz 20 Sekunden Nachspielzeit abgesichert werden konnte. Dennoch: „Man of the match“ war hier Heiko Cordes mit allen 4 Iserlohner Treffern, die mit Energie und Willen erzielt wurden.

Im „kleinen Finale“ in der Endrunde um Platz 3 standen sich die beiden Überraschungsteams RVS Obernfeld II und RC Iserlohn direkt gegenüber. Den Schwung aus der Vorrunde nahm RC Iserlohn zunächst mit ins Spiel und führte 2:0 und 3:1, scheiterte dann aber immer an Julian Kopp, der alle Angriffe abfahren konnte und mit dem unbändigen Willen schaffte RVS Obernfeld II eine beeindruckte Wende im Spiel zum bemerkenswerten 7:3-Erfolg. RVS Obernfeld II damit auf dem Treppchen und der 1. WM-Quali-Punkt in ihrer Laufbahn. Platz 4 für RC Iserlohn, ebenfalls ein großer Erfolg für den BL-Aufsteiger. Coach Vater Cordes meinte nach dem Spiel: „Vor dem Finalturnier hätte ich Platz 4 sofort angenommen, aber jetzt war sogar mehr drin, wenn ich an die spiele gegen SV Eberstadt und RVS Obernfeld II denke !“

Überraschende Teilnehmer im Spiel um Platz 5: RMC Stein gegen RV Gärtringen, die beiden Erstplatzierten des Vorjahres. Bei den Franken merkte man die innere Enttäuschung über den Rückschlag sichtlich an, RV Gärtringen dagegen war voll motiviert, „Matze“ König in der Rolle  als Torwart wollte sich mit seinem Ersatzmann beweisen und das gelang, man legte nach 3 Minuten ein 3:0 vor und bestimmte das Spieltempo. Damit schafften die Schwaben mit 5:4 Toren Rang 5.

Im Spiel um Platz 7 zwischen RVI Ailingen und RSV Waldrems merkte man dem Team aus der 2. Liga die schwindenden Kräfte an, die routinierten Waldremser führten 2:0 bei Halbzeit und brachten den Sieg mit 6:2 Toren klar über die Zeit.