Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

Perfekte Saison für den Weltmeister RC Höchst I: Auch Weltcup-Gesamtsieger 2014

Mit dem Finale 2014 wurde die 13. Saison des Radball-Weltcups in der Seesporthalle in Großkoschen beendet. Gewinner wurden Markus Bröll (26) und Patrick Schnetzer (21) vom RC Mazda Hagspiel Höchst I, die 14 Tage nach dem WM-Titel in Brünn in eindrucksvoller Weise auch in der Lausitz den Titel eines Gesamt-Weltcupsiegers holten. Damit haben die Österreicher alle erreichbaren Titel des Jahres 2014 geholt, neben der Landesmeisterschaft und dem Pokalsieg auch alle internationalen Meisterschaften wie WM, Europa-Cup und jetzt den Weltcup. Wie im Vorjahr wurden sie auch 2014 wieder UCI-Rankingsieger und wurden vom Technischen Delegierten für den Radball-Weltcup Hanspeter Flachsmann (Schweiz) mit dem Glaspokal der UCI geehrt.

Im Finalspiel trafen sie auf RC Winterthur mit dem Weltcup-Rekordspieler Peter Jiricek (62. Wettbewerb) und Partner Marcel Waldispühl und legten mit 3:0 Toren bereits zur Halbzeit den Grundstein zum Erfolg. In der Abwehr kompakt ließ man dem Gegner kaum Raum für freie Torschüsse, dagegen waren die mehr auf Konter angelegten Angriffe effektiv. Etwas Hoffnung kam bei den Eidgenossen auf, als Peter Jiricek kurz nach Wiederbeginn zum 1:3 verkürzen konnte, aber fast postwendend machte Markus Bröll das 4:1, dem ein hoher Schlenzer vom Keeper Patrick Schnetzer zum 5:1-Endstand folgte. Damit konnte Patrick Schnetzer nach 2012 zum 2. Male und Markus Bröll zum 1. Male den Gesamt-Cup bejubeln. Zudem für Patrick in seinem 25. Jubiläumsturnier der 10. Sieg und für Markus beim 33. Bewerb der 7. Tagessieg. Der erfolgsverwöhnte Vorarlberger Verein bleibt bei nun 31 Turniersiegen (gefolgt von RC Winterthur (17), RS Altdorf (14), SV Eberstadt und RV Gärtringen (je 8) die Messlatte für die Weltspitze. Trotz des verlorenen Finalspiels brachte RC Winterthur eine tolle Leistung, etwas traurig war Peter Jiricek schon, denn er hat als einziger bisher alle 13 Finals bestritten, muß jedoch auf den letzten ihm noch fehlenden Titel Gesamt-Weltcupsieger noch ein weiteres Jahr warten.

Es war klar, daß das deutsche Finaltrio mit Meister RV Eberstadt (Jens Krichbaum – Marco Rossmann), Vize-Meister RVS Obernfeld (Andre und Manuel Kopp) und Pokalsieger RMC Stein (Gerhard und Bernd Mlady) nicht zu den Favoriten gehörte. Nach dem verpaßten Medaillenplatz bei der WM durch RV Gärtringen (Uwe Berner – Matthias König) rettete wenigstens SV Eberstadt die BDR-Ehre und holte den Bronzeplatz im „kleinen Finale“ gegen Vize-Weltmeister RS Altdorf (Roman Schneider – Dominik Planzer) mit einem 6:3-Sieg. Tränen der Freude über den Platz auf dem Treppchen wurden getrübt durch die Tatsache, daß sich Marco Rossmann nun von der aktiven Radballbühne in diesem Finalturnier verabschiedet hat, um sich nun voll seiner Tätigkeit in der BDR-Geschäftsstelle zu widmen. Gerade durch die tollen Erfolge zusammen mit Jens Krichbaum in den letzten 3 Jahren hinterläßt ein große Lücke.

In der Vorrundengruppe 1 waren der Weltmeister RC Höchst I und der Ex-Weltmeister RC Winterthur die erklärten Favoriten. RSV Großkoschen, der gefeierte neue Bundesligist spielte mit einer Wildcard, wehrte sich gegen die Schweizer mehr als eine Halbzeit (1:1), ehe dann doch die Punkte mit 2:4 Toren weg waren. RVS Obernfeld versuchte sein Glück mit Taktik gegen den Weltmeister RC Höchst I, aber mit zunehmender Spieldauer mußte man mit 1:5 Toren die Überlegenheit quittieren. Den ersten deutschen Tagessieg schaffte ausgerechnet RSVGroßkoschen, das nach einem 0:2-Rückstand dank einer couragierten 2. Hälfte gegen RV Dornbirn das Spiel zum 5:3-Erfolg drehte. Trotz einer 2:1 und 3:2-Führung schaffte RVS Obernfeld gegen RC Winterthur den Sieg (3:3) nicht. Viel Mühe hatte RC Höchst I gegen RV Dornbirn, denn die Teams kennen sich aus dem eff-eff und RV Dornbirn praktizierte ein kräftezehrendes offensives Abwehrverhalten und hätte durchaus einen Punkt verdient gehabt (5:4 für Höchst I) RC Winterthur harmonierte gegen RV Dornbirn etwas besser und rettete ebenfalls einen 1-Tore-Sieg und setzte bei 7 Pluspunkten RVS Obernfeld unter Druck. RC Höchst I machte gegen RSV Großkoschen mit dem 3. Tagessieg das Halbfinale perfekt. RVS Obernfeld schaffte seinen „Pflichtsieg“ mit 4:2 über RV Dornbirn, hatte allerdings das Erreichen des Halbfinales nicht mehr in eigener Hand. Im letzten Spiel der Vorrunde durfte RC Winterthur gegen RC Höchst I nicht punkten. Bis Mitte der 2. Hälfte war das noch möglich, aber am Ende setzte RC Höchst I sich mit 5:3 Toren durch und wurden Gruppensieger. Das folgende 4-Meter-Schiessen gewann der Weltmeister von 2009 mit 4:3 Toren, Manuel Kopp verschoss einmal.

In der Vorrundengruppe 2 war nur Asienmeister RSV Osaka, der 2. der WM-B-Gruppe von Brünn, der klare Aussenseiter. Auch hier spielten 2 BDR-Teams SV Eberstadt und RMC Stein mit und gehörten durchaus zu den Kandidaten für das Halbfinale. Zunächst bekamen die Steiner Mlady-Cousins gegen Vize-Weltmeister RS Altdorf überhaupt keinen Zugriff zum Spiel und gingen recht hoch mit 3:8 Toren unter. In ihrem 2. Spiel gegen RC Höchst II waren sie also gehörig unter Druck und über ein 2:0 zur Pause schafften sie einen umkämpften 4:3-Sieg. Das Duell der Vize-Weltmeister der beiden letzten Jahren SV Eberstadt gegen RS Altdorf war zwar auf Augenhöhe, aber das Urner Duo behielt mit 5:4 Toren die Oberhand. Mit dem folgenden 5:3-Erfolg wurde deutlich, daß RS Altdorf mit dem Dreier über Osaka Gruppensieger war und RC Höchst II bereits vor dem letzten Spiel auf Rang 4 blieb. Der Gruppenplatz 2, also das Halbfinale, wurde also zwischen RMC Stein und SV Eberstadt im innerdeutschen Duell entschieden. Die Franken schienen auf der Siegerstrasse zu sein, aber SV Eberstadt kämpfte und speziell Marco Rossmann traf effektiv,man trennte sich leistungsgerecht 4:4. Bei Punktgleichheit in ihrer Vorrunde gab es zwischen den beiden deutschen Teams ein 4-Meter-Schießen um den Einzug ins Halbfinale und hier dominierten die Südhessen mit 4:3 Toren, weil Gerhard Mlady 2 seiner 3 Penalties verschoss.

In den Platzierungsspielen ließ RV Dornbirn die tapferen Japaner mitspielen und begnügte sich mit einem 6:2-Erfolg. Platz 9 sieht zwar ernüchternd aus, aber die 4 Niederlagen in der Vorrunde waren denkbar knapp (2 x um ein Tor und 2 x mit 2 Toren), man kann sagen, RV Dornbirn war der bester Neunte, den es je gab. Im Spiel um Platz 7 schoss RC Höchst II sich gegen RSV Großkoschen den Frust über das verpaßte Halbfinale von der Seele mit 9:1 Toren. Die Verlierer der 4-Meter-Schießen RVS Obernfeld und RMC Stein trafen sich zum Spiel um die Range 5 und 6. Die Eichsfelder gingen mit 2:0 in Führung und mit diesen Vorsprung im Rücken schafften sie den positiven Ausgang gegen die Finalneulinge mit 5:2 Toren.

Das Halbfinale hatte es in sich, 2 schweizer und ein deutsches Team forderten den Weltmeister. Zunächst gab es WM-Finalspiel von Basel zwischen RC Höchst I und SV Eberstadt. Der Deutsche Doublemeister (2er und 5er) spielte mutig nach vorn und vor allem Marco Rossmann setzte knallharte Treffer, nach 6 Minuten stand es 4:2 für die Südhessen, so viele Gegentreffer hatte der Weltmeister bis dato noch nicht geschluckt. Das Spiel hatte Rasse, Klasse und vor allem Tempo von Jens Krichbaum, der aber mit seiner Schnelligkeit hier und da nicht treffgenau ist. So 15 Sekunden vor der Pause, als er auf seiner Seite „auf Mann“ abschließt und sich den ärgerlichen Konter zum 3:4 einfängt. Die Pause nutzt RC Höchst I, um das Abwehrverhalten mehr auf Marco Rossmann umzustellen. So kippt das Spiel mehr und mehr zugunsten der Vorarlberger, das in Minute 11 erstmals mit 6:5 in Führung geht. Applaus auf offener Szene, aber der Sieg geht an den Weltmeister mit 7:6 Toren. Das 2. Halbfinale bestreiten die alten Kontrahenten und Rivalen der Schweiz aus Altdorf und Winterthur. Schnell und wendig mit enger Ballführung markiert Peter Jiricek das 2:0, dagegen wirkt RS Altdorf ungewohnt fahrig. Bei Roman Schneider fehlen die knalligen Torschüsse, die Marcel Waldispühl durch das Verkürzen des Winkels entschärft und Dominik Planzer kann Peter Jiricek nicht ausspielen. Er verzettelt sich mehr in Fouls und sieht dafür die gelbe Karte. Über das 3:2 zur Pause führt RC Winterthur sogar mit 4:2 und es wird mit Haken und Ösen gekämpft. Genau 60 Sekunden vor Schluß leistet sich Dominik Planzer ein weiteres hartes Einsteigen und wird mit gelb/rot vom Platz gestellt. Mit diesem 5:0 geht RC Winterthur ins Finalspiel und damit gibt es Neuauflagen der Vorrundenspiele im großen und kleinen Finale.

Im „kleinen Finale“ um Platz 3 war bei RS Altdorf irgendwie „die Luft heraus“. SV Eberstadt nutzte die Gunst der Stunde und legte bis zur Halbzeit mit 4:1 bereits den Grundstein zum Platz auf dem Treppchen, das letztlich mit 6:3 Toren realisiert wurde.

Vom Finalspiel war schon die Rede. Im 114. Weltcup-Turnier hat Österreich jetzt 34 x gewonnen, gefolgt von Deutschland und der Schweiz (je 32), Tschechien (14) und Belgien (2 x). Gesamtsieger war Österreich 4 x (immer RC Höchst), Deutschland 5 x, die Schweiz 3 x (immer RS Altdorf) und Tschechien 1 x.