Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

 

RV Gärtringen: Staffelsieg bringt die Führung in der WM-Qualifikation

Zum 3. Male nach 2009 und 2012 holt sich RV Gärtringen mit Uwe Berner und Matthias König den Staffelsieg in der 1. Radball-Bundesliga. Mehr beeindruckend ist ein Blick auf die letzten 6 Jahre mit einer tollen Konstanz, denn immer waren es mehr als 50 Punkte und über 100 Torerfolge, so auch 2014. Der Lohn: optimale 10 Wertungspunkte in der WM-Quali und damit auch hier die Führung nach Deutschlandpokal, Europa-Cup-Finale und 1. Bundesliga:

1.     RV Gärtringen                       12 Punkte

2.     RVS Obernfeld I                    09

3.     RMC Stein I                           08

4.     SV Eberstadt                         07

5.     SV Ehrenberg                        06

Diese 5 Mannschaften haben sich damit zum 3. Male in Folge für die Final-Five-Turniere und das DM-Finale in Denkendorf im Herbst qualifiziert. Wenn man mal den Vereinswechsel von Marco Rossmann von der RSG Ginsheim zum SV Eberstadt vor 3 Jahren berücksichtigt (RMC Stein I hat den Platz der RSG Ginsheim übernommen), dann hat es in den letzten 6 Jahren an der deutschen Spitze keine Veränderungen ergeben. Ist das ein gutes Zeichen? Ich meine, eher nicht. SV Eberstadt zeigt auf dem Trikot deutlich an, Abschiedssaison. RV Gärtringen und SV Ehrenberg haben nicht allein durch das fehlende Weltcupgeschehen ihre Einsätze gedrosselt. Für die Bundesligaplätze 6 bis 9 tritt nun wieder eine fast 8-monatige Wettkampfpause bis zum 10.01.15 (2. Runde Deutschlandpokal) oder zum 1. Bundesliga-Spieltag am 24.01.15 ein, wenn man mal vom 5er Hallenradball absieht. Es gibt genügend U 23-Mannschaften, die hungrig und willig sind, vom BDR gefördert zu werden und gern gegen diese Bundesligisten ihre Erfahrungen sammeln würden.

Vor diesem letzten Spieltag in Obernfeld und in Halle/Saale (Zscherben) gab es noch 2 offene Fragen: 1. wer wird Staffelsieger und 2. wer steigt neben RSV Zscherben und RMC Stein II mit ab in die 2. Liga. Den Kampf um Platz 1 gab es in Obernfeld, RV Gärtringen hatte 2 Punkte Vorsprung und das um 17 Tore klar bessere Torkonto. RV Gärtringen hatte gegen RC Oberesslingen nach anfänglichen Abstimmungsproblemen in der 2. Halbzeit den Gegner beim 5:1 sicher im Griff und legte den Dreier vor, den nun RVS Obernfeld I gegen SV Ehrenberg zwingend nachmachen mußten. Mit 1:0 beim Seitenwechsel war alles im Lot, aber Anfang der 2. Hälfte kam Hektik auf, Pfosten, Pech und der Angriffsschwung vom SV Ehrenberg brachte binnen 3 Minuten das 1:3. 2 Tore von Manuel Kopp brachte die Eichsfelder in den letzten 80 Sekunden noch den 3:3-Gleichstand, weil SV Ehrenberg weiter zu offensiv agierte. Damit war der Vorsprung des RV Gärtringen auf 4 Punkte angewachsen. Aber auch für RV Gärtringen wurde SV Ehrenberg zum Stolperstein, es war ein Klassespiel geprägt aber auch von Hektik und gelben Karten. SV Ehrenberg führte bei Halbzeit 3:1 und später 4:2, Uwe Berner vergab 2 100%ige Chancen und trotzdem schaffte RV Gärtringen 10 Sekunden vor Schluß das 4:4. Wer geglaubt hatte, das war`s, täuschte sich. Es ist nun mal die Mentalität der Thüringer: Volles Risiko und dieses wurde genau mit dem Schlusspfiff belohnt. Mike Schroeter erzielte das 5:4 auf die Oberkante des Sattels von Uwe Berner, von dort sprang der Ball unter die Latte ins Tor. Nun konnte RVS Obernfeld I wieder aus eigener Kraft Staffelsieger werden. Aber die Württemberger hielten zusammen, denn RSV Waldrems kam im Spiel gegen RVS Obernfeld I zu Hilfe. Clever im Deckungsverhalten ließ RSV Waldrems kaum Schussgelegenheiten zu und führte 2:0 und 2:1 beim Seitenwechsel. Ärgerlich für Obernfeld I auch noch eine Fehlabgabe, die Tim Lindner zum 3. Tor flach unter dem sich hechtenden Andre Kopp versenkte. Mehr als das 3:3 am Ende war für Obernfeld I in diesem Spiel nicht drin und nun war RV Gärtringen klar in der Vorhand. Julian und Raphael Kopp (RVS Obernfeld II) versuchten durch langen Ballbesitz Gärtringen aus dem Konzept zu bringen, aber per 4-Meter-Ball ging der Ex-Weltmeister in die Halbzeitpause. Es wurde etwas offener, aber mit dem 4:0 – genau dem 100ten Saisontor – durch Uwe Berners Dreieckknaller war der Sieg in trockenen Tüchern. Vor dem letzten Spiel gegen RVS Obernfeld I hatte man 3 Punkte und 22 Tore Vorsprung, Betreuer Oliver Allmendinger jubelte:“ Die Jungs haben ihr gestecktes Ziel perfekt gemacht“. Beruhigt konnte man nun ins Prestigeduell mit RVS Obernfeld I gehen. Matze König verwertete eine perfekte Ecke ins Dreieck zum 1:0 Pausenstand, ansonsten neutralisierten sich die Teams weitgehend. Dann die Wende binnen 30 Sekunden in Spielminute 9: Manuel Kopp bekam Andre`s Abgabe haargenau und zog aus gut 5 Metern sofort ab: Innenpfosten hinten 1:1. Beim 2:1 hatte er Glück, denn sein Schuss landete vom Rahmen an die Unterkante der Latte. RVS Obernfeld I blieb dran, Andre wurde nur per Notbremse gestoppt, aber den fälligen 4-Meter knallte er hinten aufs Lattenkreuz, auch Manuel Kopp hatte noch einen Lattenkracher, ehe er 2.20 Min vor Schluß zum 3:1 vorn halbe Höhe den Endstand markierte.

Platz 3 sicherte sich wie erwartet SV Eberstadt, für Marco Rossmann, der für den BDR in Tata/Ungarn weilte, spielte der 38-jährige Ex-Weltmeister Thomas Abel an der Seite von Jens Krichbaum. Mit 10 Pluspunkten kam das Team sogar bis auf 4 Punkte an das Führungsduo heran. Ihr wichtigstes Spiel lieferten sie gegen Deutschlandpokalsieger RMC Stein I, als sie nach 2:2 bei Halbzeit noch zulegen konnten und den Dreier mit 4:2 Toren packten. Selbst im letzten Spiel gegen Absteiger RSV Zscherben hatten sie Ehrgeiz und holten einen 2:4-Rückstand noch zum 4:4 auf und verdarben damit dem Heimteam, sich mit dem einzigen Sieg aus der Liga zu verabschieden. Platz 3 für ein Team, das ohne echte Perspektive die Saison bestreitet (welche Rolle spielt Marco Rossmann bei der DM 2014?) ist beachtenswert. SV Ehrenberg hat mit begeistertem Angriffs-Radball in Obernfeld endlich einmal wieder bewiesen, daß sie am Tag X zu allem fähig sind – sofern noch taktische Mängel in der Verteidigungshaltung (80 Gegentore, nur 3 Teams waren schlechter) abgestellt werden -. RMC Stein I ist mit Platz 5 im Herbst wieder bei den Entscheidungen dabei, aber die Mladys sind bei weitem nicht so formstabil über mehrere Spieltage wie beispielsweise Berner-König.

Zum 3. Male in Folge landete RSG Ginsheim wieder auf dem undankbaren 6. Platz, aber der Abstand zur Spitze scheint größer geworden zu sein, jetzt 12 Punkte sind Welten. Als die Kunde kam, SV Nordshausen hatte 1:2 gegen RMC Stein II verloren, fiel bei RVS Obernfeld II und RSV Waldrems jegliche Last ab. RVS Obernfeld II hatte mit 4:1 über RSV Waldrems ohnehin schon die Basis zum Klassenerhalt selbst gelegt und mit der Rettungskunde im Rücken dann die 1. Halbhzeit gegen RC Oberesslingen mit 0:2 verschlafen. Diese retteten ihren Pflichtdreier mit 3:2 Toren über die Zeit und auch RSV Waldrems erkämpfte sich den verdienten Punkt gegen RVS Obernfeld I.

RSV Zscherben und RMC Stein II waren schon vor dem letzten Spieltag abgestiegen. Von da her konnten sie befreit aufspielen und taten das auch. RMC Stein II holte mit den Siegen über SV Nordshausen (2:1) und RSG Ginsheim (6:2) immerhin 6 Punkte, RSV Zscherben blieb der 1. Saisonsieg am Ende gegen SV Eberstadt verwehrt, 5 mal remis in einer nicht glücklich verlaufenen Saison. SV Nordshausen als 3. Aufsteiger muß ebenfalls wieder zurück in die 2. Liga. Gegen RMC Stein II und RSV Zscherben hätte man zwingend gewinnen müssen, wenn die Konkurrenz in Obernfeld „mitgespielt“ hätte. Das 1:2 gegen RMC Stein I war der Anfang vom Ende und nur 34 Tore in 22 Ligaspielen sind einfach zu wenig.