Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

 

RV Winterthur gewinnt Weltcup in Großkoschen

Das Jahr 2011 ist wie verhext, auch beim 4. diesjährigen Weltcupturnier gab es keinen Turniersieger des BDR. Im Finalspiel revanchierte sich der Vize-Weltmeister RV Winterthur (Peter Jiricek und Marcel Waldispühl) mit 3:2 Toren gegen den Weltmeister RV Gärtringen (Uwe Berner und Matthias König). Erstmals im Landesverband Brandenburg, in der Radballhochburg Großkoschen in der idealen Seesporthalle, trafen sich 10 Mannschaften aus 5 Nationen. Kurzfristig gab es noch eine Veränderung, denn VMC Oftringen musste krankheitsbedingt absagen, aus der Schweiz stand keine Reservemannschaft zur Verfügung, so daß noch die 2. Mannschaft des Ausrichters RSV Großkoschen nominiert wurde. HZG Beringen spielte für den an der Schulter verletzten Brecht Damen mit Ersatzmann Stein Heselmans.

Über den gesamten Turnierverlauf von 10 Stunden war eine stimmungsvolle Kulisse in der Halle, die vor allem die heimischen Teams bei ihrem ersten Weltcup-Auftritt lautstark anfeuerten. Schon in den ersten Vorrundenspielen gab es Überraschungen, denn VD Pilsen führte gegen Vize-Weltmeister RV Winterthur nach 5 Minuten 4:0. Der Schweizer Meister war am Ende froh, mit 5:5 sogar eine Niederlage vermieden zu haben. Der nächste Paukenschlag folgte, denn Ex-Weltmeister SC Svitavka verlor gegen das Heimteam RSV Großkoschen I (Daniel Lehmann und Tobias Kolba) mit 3:4 Toren, wobei Keeper Kolba Klasseparaden zeigte und Feldspieler Lehmann klug die Konter zum Sieg verwertete. Dieser Dreier war für RSV Großkoschen I Gold wert, er brachte Selbstvertrauen und dank einer 4:0-Pausenführung gegen RV Dornbirn war mit 6:2 die Tür zum Halbfinale weit offen, denn SC Svitavka hatte gegen RV Gärtringen mit 4:4 weitere Zähler gelassen. Mit dem 7:1 über HZG Beringen schaffte RSV Großkoschen I im Feld der 10 Teams als erstes den Einzug ins Halbfinale, die Halle stand Kopf. RV Gärtringen zog mit dem 5:3 über RV Dornbirn in dieser Gruppe nach und im letzten Spiel dieser Gruppe reichte dem RSV Großkoschen I sogar ein unentschieden gegen RV Gärtringen zum Gruppensieg. Daraus wurde allerdings nichts, der Weltmeister führte durchweg mit 2 bis 3 Toren bis hin zum 6:4-Sieg, aber dennoch war es keine Werbung, denn beide Gärtringer Spieler sowie Tobias Kolba erhielten die gelbe Karte vom Kommissär.

In der anderen Vorrundengruppe sah zunächst alles nach einem Durchmarsch vom SV Eberstadt aus. Die „Turtles“ hatten gegen RSV Großkoschen II aus der 2. Bundesliga sowie gegen VD Pilsen überhaupt keine Mühe. Dagegen stand RV Winterthur nach der Fast-Pleite gegen VD Pilsen schon im Spiel gegen RC Höchst II unter Druck. Ein Spiel mit höchstem taktischen Niveau sah zunächst RC Höchst II im Vorteil, das 2:1 in die Pause ging. Am Ende waren die Eidgenossen knapp mit 4:3 Toren doch im Vorteil und brachten somit RC Höchst II in Zugzwang. Diese hatten gegen RSV Großkoschen II bis zur Halbzeit (2:2) auch ihre Schwierigkeiten, ehe es dann aber doch lief. Mit 7:2 über RSV Großkoschen II und VD Pilsen blieb man im Rennen. Die Vorentscheidung zum Halbfinale brachte die Begegnung RV Winterthur gegen SV Eberstadt. Optisch gleichwertig, aber die Schweizer waren in der Chancenverwertung besser. Gleich in der 1. Minute der 2. Hälfte fiel die Spielentscheidung, als RV Winterthur aus der 2:1-Pausenführung binnen 10 Sekunden auf 4:1 davonzog. Mit 5:2 Toren hier und dem späteren 6:2 über RSV Großkoschen II war für RV Winterthur das Halbfinale perfekt. Die Nr. 2 entschied sich im direkten Duell zwischen SV Eberstadt und RC Höchst II. Hier scheiterte SV Eberstadt an dem aggressiv deckenden Dietmar Schneider, der mit kleinen Fouls immer wieder den Angriffsschwung der „Turtles“ störte und Patrick Schnetzer steigerte sich im Tor. Mit 6:2 Toren ging der Sieg an die Vorarlberger, vom Spielverlauf her keine Chance für SV Eberstadt.

Nachdem RSV Großkoschen II mit dem 5:5 gegen VD Pilsen denkbar knapp am Spiel um Platz 7 gescheitert war, sicherten sie sich in der Auftaktbegegnung des Abendprogramms Rang 9 mit einem ungefährdeten 6:3 über die ersatzgeschwächten Belgier aus Beringen. Die Schußkraft von Martin Lingg entschied die Partie um Platz 7 zugunsten RV Dornbirn gegen VD Pilsen mit 3:0 Toren. Mit einem ungefährdeten 7:4-Sieg über SC Svitavka sicherte sich SV Eberstadt auf seiner Abschiedstournee Rang 5.

Im 1. Halbfinale ein echter Kracher: Weltmeister RV Gärtringen gegen WM-Dritter RC Höchst II: beide Teams ließen wenig Torchancen zu, also mussten Standards her. Hier war RV Gärtringen bei den Eckbällen 2 x erfolgreich und mit dem am Ende über die Zeit geretteten 3:2-Erfolg standen die Württemberger im Finale. Die Halle brodelte beim 2. Halbfinale, war für „Dani und Tobi“ mehr als Platz 4 drin? Auf jeden Fall forderten sie dem Favoriten RV Winterthur durch ihre offene Spielweise höchste Konzentration ab und was war das für ein Jubel, als Kolba mit dem Halbzeitpfiff den 3:3-Ausgleich markierte! Trotzdem hatte man nie das Gefühl, daß der Vize-Weltmeister dieses Spiel verliert und zu Beginn der 2. Hälfte gelang dann auch der 6:3-Vorsprung. Ein Ruhekissen war das noch nicht, die Eidgenossen musste bei Gegentoren immer wieder nachlegen, aber mit 8:6 war dann doch das Finale perfekt, Respekt für RSV Großkoschen I für die couragierte Leistung.

So blieb für den RSV Großkoschen I das Spiel um Platz 3 gegen RC Höchst II. Ein Konter brachte sogar die 1:0-Führung, aber RC Höchst II spielte cleverer und schaffte bis zum Seitenwechsel die eigene 2:1-Führung. Bei den Lausitzern war dann jedoch die Luft heraus, ging jedoch trotz der 1:6-Pleite unter tosendem Beifall erhobenen Hauptes von der Fläche.

WM-Revanche als Finale des Weltcups in Großkoschen. RV Winterthur war taktisch klug eingestellt. Peter Jiricek deckte die Mitte ab und ließ nur Schüsse von außen zu. Marcel Waldispühl gelang nach 3 Minuten hinten im Kreuzeck das 1:0. Dann spielten die Eidgenossen auf Eckball, eine Stärke an diesem Spieltag. Binnen 70 Sekunden waren sie mit „Cornerbällen“ zum 2:0 und 3:0 erfolgreich und dieses Resultat nahm man mit in die Halbzeit. Nun war der Weltmeister gefordert, Uwe Berner markierte das 1:3, Matze König feuerte an: „Auf gehts“. RV Winterthur riskierte im Angriff nichts mehr und König nutzte die Situation zum 2:3, noch 3 Minuten zu spielen. Nun waren Jiricek-Waldispühl clever genug, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und konnten letztlich am Ende ihren 4. gemeinsamen Weltcup-Sieg bejubeln.

Mit dem 3. Turnierrang übernahm RC Höchst II das Leader-Trikot im Weltcup 2011 vom SV Ehrenberg.