Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

  

Der Flieger zur WM steht für Müller/Roßmann bereit

Die ideale Waldseehalle in Forst/Baden war Austragungsort des 2. Final-Five-Turniers 2011, der RV Germania Forst feierte mit dieser Veranstaltung den sportlichen Höhepunkt des 100-jährigen Vereinsjubiläums. Es konnten schon Entscheidungen an diesem Tage im Hinblick auf die WM-Teilnahme und auf die Qualifikation für den Weltcup 2012 fallen. Von da her waren die zahlreichen Besucher etwas traurig, daß der Ex-Weltmeister Mike Pfaffenberger verletzungsbedingt nicht angetreten ist und Rico Rademann sich mit seinem „Jugendpartner“ Mike Schroeter in Forst vorstellte. Ferner war das jüngste Team im Feld, Gerhard und Bernd Mlady vom RMC Stein, insofern benachteiligt, daß man erst 17 Stunden vorher in Baj/Ungarn im EC-Finale U 23 für den BDR auf der Fläche stand und der Reisestress stand den Spieler „noch ins Gesicht geschrieben“.

Sportlich hatte der BDR-Rankingführende RSG Ginsheim die Riesenchance, einen weiteren Schritt in Richtung WM-Teilnahme zu machen. Am Ende wurde es sogar ein „Panthersprung“, denn mit dem 2. Final-Five-Sieg in diesem Jahr holte man sich nicht nur wieder die optimalen 8 Rankingpunkte, sondern die Konkurrenz platzierte sich hinter ihnen so ideal, daß jetzt am 15.10.11 bei der Deutschen Meisterschaft in Erfurt schon ein 4. Rang genügt, um aus eigener Kraft die WM-Tickets zu erlangen. Sofern man wider Erwarten den 5. und letzten Platz belegen würde, so müßte der Deutsche Meister 2011 schon RV Gärtringen oder SV Ehrenberg heißen. Also das Fazit:“ Der Flieger nach Kagoshima steht für Roman und Marco bereit“.und als Beigabe: Sie haben sich für den Radball-Weltcup 2012 bereits jetzt qualifiziert.

Den nötigen stimmkräftigen Anhang hatte die RSG Ginsheim mit nach Forst genommen, Müller-Roßmann mußten „nur“ noch mit dem Druck umgehen und genau daran hat es oftmals in den letzten Jahren gehapert. Spiel 1 gegen RMC Stein, ein lockerer Auftakt? Konzentriert und mit dem nötigen Druck erspielte man sich zur Halbzeit einen 3:0-Vorsprung, der dann sogar auf 4:0 ausgebaut wurde. Aber – wie so oft – kam der Schlendrian ins Spiel und binnen 2 Minuten waren die flinken Mladys auf 3:4 heran. Die in diesem Jahr gewonnene Stärke, nicht wild auf die Entscheidung spielen, sondern auf die Chance warten (auch wenn der Kommissär Zeitspiel androht) und die wurde zum 5:3 genutzt, Stein schaffte nur noch Ergebniskorrektur. Rankingverfolger RV Obernfeld hatte dann mit der völlig anderen Spielart der Ehrenberger Besetzung Rademann und Schroeter zu kämpfen. Diese blieben lange in Ballbesitz, um dann plötzlich mit präzisen Steilpässen zum Erfolg zu kommen. 1:3 nach 9 Minuten, das Spiel schien für Obernfeld weg zu sein, aber in den beiden letzten Minuten teils mit Eckbällen kippte Obernfeld die Partie noch zum 4:3-Erfolg. Welche Form hat nun unser Weltmeister RV Gärtringen, dessen Titelverlust sich bereits im eigenen Lande andeutet? Gegen RMC Stein waren Berner und König immer in Führung und diktierten das Spieltempo zum 5:3-Sieg, wobei bei den Mladys das Können zwar aufblitzte, aber irgendwie die Spritzigkeit, vielleicht im Unterbewusstsein auch der Wille, sich quälen zu wollen, fehlte. Eine absolut klare Angelegenheit war das 8:3 Ginsheims über Ehrenberg, das Zusammenspiel und die knallharten Torschüsse passten, der 2. Dreier war drin. Gärtringen gegen Obernfeld das nächste Match, beide Teams noch ohne Verlustpunkt. Der Weltmeister hatte noch aus Hardt eine Rechnung offen und spielte clever. Im Zweifel auf Eckball und mit dieser Standartvariante waren Berner/König bis zur Pause zweimal erfolgreich. Obernfeld verkürzte zwar in der 2. Hälfte auf 1:2, aber postwendend stellte Gärtringen die 2-Tore-Führung zum 3:1 wieder her, die bis zum Ende verwaltet wurde. Ginsheim und Gärtringen lagen nun bei 6 Pluspunkten auf Finalspielkurs. Ehrenberg übergab mit einem denkbar knappen 5:4-Erfolg die rote Laterne ab an Stein. Es folgte das Spitzenspiel der noch ungeschlagenen Ginsheim gegen Gärtringen. Beide Teams spielten auf Augenhöhe, viele kitzelige Szenen und Diskussionen mit dem etwas glücklichen Ende für Ginsheim mit 6:5 Toren, erst wenige Sekunden vor Schluss erzielt. Wie oft ist dieses in den letzten Jahren andersherum passiert ? Aber das Finalspiel war noch nicht perfekt, denn Obernfeld blieb in Reichweite, denn im Duell der jüngsten Teams im Feld holte sich Obernfeld mit 4:3 Toren den 6. Pluspunkt. Damit hatte Ehrenberg Platz 4 sicher und konnte befreit gegen Gärtringen aufspielen. Das taten sie auch und führten zur Seitenwechsel 3:1, Gärtringen brauchte einen Sieg für das Finalspiel. Erst zwei haltbare Treffer (rutschten Rico über die Hand) brachte Gärtringen das 5:5, hatte dann nach dem Schlusspfiff noch einen Freischlag aus gut 4 Meter Entfernung zentral. Uwe Berner besaß die Coolness eines Weltmeisters und schaffte den 6:5-Siegtreffer per Flachschuss vorn. Damit war Gärtringen sicher im Finalspiel, weil man bei 9 Punkten in der Tordifferenz + 4 vorgelegt hatte und im letzten Gruppenspiel Obernfeld gegen Ginsheim nur ein Team vorbeiziehen konnte. Obernfeld brauchte dagegen einen Sieg mit 4 Toren Differenz, aber unmöglich ist ja nichts. Bei Halbzeit mit 1:1 lag Ginsheim im Soll, aber die Kopps wurden besser und 3 Minuten vor Schluß führten die Männer aus dem Eichsfeld 4:2, nur noch 2 Treffer fehlten ! Wieder zeigte Ginsheim Ruhe und die gewonnene Klasse, man wurde nicht hektisch und das 3:4 war zwar die Niederlage, aber das Finalspiel.

Ähnlich wie im Gruppenspiel lief es im Match um Platz 3 zwischen Ehrenberg und Obernfeld. Die Thüringer führten mit sicherem Zuspiel zur Pause 3:1, erneut eine Energieleistung von Obernfeld brachte 100 Sekunden vor Schluß den 3:3-Ausgleich. Als sich alles schon auf ein 4-Meter-Schießen einstellte, konterte Ehrenberg 10 Sekunden vor Schluss erfolgreich zum 4:3-Sieg.

Im Traumfinale Ginsheim gegen Gärtringen hatte von Beginn die Hessen mehr Biss. Mutig schlossen sie ihre Angriffe ab und schafften so eine an sich beruhigende 3:0-Pausenführung. Zu Beginn der 2. Hälfte verkürzte Gärtringen auf 1:3 und jetzt wackelte Ginsheim unter dem größer werdenden Druck. Man machte zwar das 4:1, aber der Knackpunkt war der 4-Meter-Ball von Uwe Berner, den Roman Müller sensationell über die Latte lenkte. Als der folgende Eckball nichts mehr brachte, steckte Gärtringen auf und das von Ergebnis her zu hohe 6:1 für Ginsheim wurde von Anhang aus Südhessen frenetisch gefeiert.