Radballbericht von Heinz-Dieter Kuhlmann  

Finalrunde: Die „Großen Drei“ unter sich

Wegen der 2-stündigen Original-TV-Übertragung wurde die Spielfolge geändert. Zunächst trafen Österreich und Deutschland aufeinander. Abel-Heß waren immer in der Situation, einem Rückstand nachzufahren. Die Dornbirner spielten stark und Feldspieler Abel reklamierte Spielszenen zu oft, nach 5 Minuten lag man 1:3 im Rückstand, eine gefährliche Lage. Heß verkürzte vor der Pause wenigstens noch auf 2:3. Der Rückschlag sofort nach Wiederanpfiff durch Bröll mit dem Hinterrad zum 2:4. Nerven nicht nur beim Team, sondern auch bei den deutschen Fans. Heß schoß übers Tor und zu schwach auf den Rahmen, aber dann doch Hoffnung, denn einen Rückpaß zum 4-Meter-Punkt von Abel verwertete Heß zum 3:4. Kurz vor Schluß ein schwerer taktischer Fehler von Österreich, die bei eigener Führung mit beiden Spielern zu wild aufs Tor zufuhren und dabei abfielen. Heß behielt die Übersicht und markierte das 4:4. Mehr war in diesem Spiel nicht drin.

Finalspiel Nr. 2 war die Schweiz gegen Österreich. Auch hier Dramatik pur, Lingg war manchmal zu impulsiv, aber genau diesen Einsatz brauchte er, um 50 Sek. Vor Schluß den enorm wichtigen 5:5-Ausgleichstreffer zu erzielen. Mit 2 x remis und 9 geschossenen Toren war man so gut wie im Finalspiel.

Der 2. Finalspielteilnehmer wurde nun zwischen der Schweiz und Deutschland ermittelt mit der Konstellation: mit 6:6 wären beide Teams qualifiziert. Aber es wurde nicht taktiert und hier zeigten Abel/Heß ihre absolut beste WM-Leistung (mit anderem Nationaltrikot). Heß erzielte vorn im Dreieck das 1:0 – Marke unhaltbar – und dann hatte Deutschland 7 Sek. Vor der Pause noch einen Freischlag. Aus dieser Kombination machte Abel das 2:0, eine gewisse Vorentscheidung. Voll motiviert ging es weiter, Abel mit Alleingang und Heß, der eine Abgabe abfing, erzielten das 4:0. Clever genug konnte diese Führung über die restlichen 5 Minuten gehalten werden, die Ergebniskorrektur zum 2:4 brachte keine Unruhe mehr. Damit blieb für die Schweiz die Bronzemedaille und Deutschland zog ins Finalspiel.

Deutschland bleibt Radball-Weltmeister

Das Unternehmen Titelverteidigung konnte nun gegen Österreich angegangen werden, aber gegen Lingg-Bröll gab es im Herbst immer enge Spiele. Top-Beginn, denn Heß erzielte hinten im Dreieck das 1:0 schon nach 8 Sek. Aber Österreich war gleichwertig und Bröll mit halbhohem Schuß und Lingg mit Kraft per Freischlag führte plötzlich 2:1. Glück für die Deutschen, denn an der Bande wurde Lingg bei einem Vorstoß gefoult und schoß dadurch daneben. Aus diesem Ausball fuhren Abel/Heß einen brillanten Angriff zum 2:2-Pausenstand. Auch dann blieb es prickelnd, Bröll durch Heß` Arme zum 3:2, aus dem Anspiel Heß hinten ins Dreieck zum 3:3, dann per 4-Meter Lingg mit einem Hammer unter die Latte zum 4:3. Wieder musste Deutschland kommen und tatsächlich in den beiden letzten Minuten kippte das Spiel. Heß allein durch zum 4:4, nach Querpaß wieder Heß die Führung 70 Sek. Vor Schluß und als Bröll vom Rad ab kam, machte erneut Heß den Sack zu zum 6:4-Erfolg. Mission Titelverteidigung gelungen und es bleibt dabei: im Regelwerk Österreichs fehlt das Wort: „Radball-Weltmeister“. Überglücklich bedankte sich die gesamte Radballdelegation auf der Fläche bei den Fans für die Unterstützung. Thomas Abel meinte:“ Dieser WM-Titel war schwerer als letztes Jahr. Wir haben uns selbst unter Druck gesetzt, wurden immer von allen Gegnern gejagt und haben unsere Leistung am Vorjahr gemessen. Neben dem Trainerstab gilt unser Dank speziell den Gebr. Krichbaum, die selbst hier gern gespielt hätten, aber so eine Unterstützung von einem sportlichen Konkurrenten findet man nur bei echten Freunden“. Was hatten die deutschen Fans am Vortag nach dem Tschechen-Remis gesagt ? Die anderen feiern am Sonnabend und wir den Titel am Sonntag – so kam es dann auch. Einmal konnte Österreich dennoch jubeln, denn Martin Lingg wurde vor Christian Heß mit 23 Treffern zum Torschützenkönig gekürt, den Titel gönnen wir dem Team Austria sicherlich gern.