Radball Gruppe A - Vorrunde  -  Mit Rechenschieber auf Platz 2

Wie befürchtet, fing es für die Gebr. Pfaffenberger bei ihrer 2. WM-Teilnahme denkbar schlecht an. Klar, die dicken Brocken Schweiz und Tschechien gleich zu Beginn. Gegen die Schweiz kam man zunächst überhaupt nicht ins Spiel, Jiricek fuhr alles ab und selbst fing man sich durch Unkonzentriertheiten Konter ein. Nach 10 Minuten 0:4, noch immer kein Tor und das Publikum wurde ungeduldig. Dann endlich Steve zum 1:4, aber das Spiel war schon verloren und am Ende mit 3:5 die befürchtete Auftaktpleite. Fazit nach dem 1. Tag: „Schon wieder Platz 5“. Gegen Tschechien waren die Pfaffis sofort hellwach und so bestimmten die 1. Halbzeit klar mit 3:0-Führung, aber mit gestenreichen Kommentaren kritisierte Mike den Kommissär aus der Schweiz und verlor die Konzentration. Die Strafe: das Gegentor zum 1:3 und nun brauchte man die Halbzeitpause. Als dann im Alleingang Mike das 4:1 in der 9. Minute markierte, hakten die Tschechen das Match ab und Deutschland konnte sich über den 1. Dreier mit 5:3 Toren freuen. Im Plan blieb man gegen Frankreich mit einem klaren 8:0, wobei die französischen Spieler mit Härte ein Debakel vermeiden wollten. Nun kam Angstgegner Belgien, bis dahin speziell bei Führung der übliche unbequeme Kontrahent. Und das, was vermieden werden sollte, passierte: Nach 4 Minuten lag Belgien 3:0 in Führung mit Eckball, Weitschuß und Alleingang von Deuvaert. Positiv: keine Pfiffe vom Publikum, im Gegenteil: das permanente Deutschland – Deutschland inspirierten die Zwillinge zur Aufholjagd und es war wichtig, dass die Anschlusstreffer zum 2:3 per Eckball und Mike`s Alleingang rechts noch vor der Pause fielen. Belgien verlor die Kontrolle über das Spiel und Baudu fing sich eine gelbe Karte ein. Langes Taktieren in der 2. Hälfte und endlich schaffte Steve mit dem Hinterrad 3 Minuten vor Schluß den 3:3-Ausgleich. Verhaltene Offensive war jetzt angesagt und auf deutscher Seite auch die besseren Chancen, aber es blieb beim Unentschieden – seit 4 Jahren bei WM kein deutscher Sieg über Belgien -. Nun begann das Rechnen, klar war, dass Frankreich Platz 6 und Belgien Platz 5 in der Vorrunde belegen werden, Österreich konnte maximal noch Rang 2 erreichen, die restlichen Nationen liebäugelten mit dem für die Zwischenrunde wichtigen Platz 1. Riesenspannung also vor der Begegnung Deutschland gegen Österreich. Es war wie verhext: 5 Eckbälle und einen 4-Meter-Ball (Mike daneben) konnten nicht verwertet werden, nach 11 Minuten noch immer 0:0. Fast wie eine Erlösung 3 Minuten vor Schluß ein Querpaß, den Mike zum umjubelten 1:0 verwertete, war jetzt der Knoten geplatzt? Zum Entsetzen der Zuschauer innerhalb von 50 Sek. das 1:2 durch König mit schneller Reaktion und direkt verwandeltem Eckball. Die Moral stimmte und Deutschland schaffte in der Schlussminute doch noch die Wende zum 3:2-Sieg. Damit war Österreich auf Platz 4 geblieben, aber Deutschland hatte mit 10 Punkten in der Tabelle die Schweiz erreicht und Platz 2 war fast erreicht. Vor die Schlussspiel der Vorrunde zwischen Tschechien und der Schweiz war die Konstellation klar: Sieg oder unentschieden oder Niederlage mit einem Tor Unterschied von 5:6 aufwärts hätte Platz 1 für die Schweiz gebracht, die Tschechen brauchten für Platz 1 unbedingt einen Sieg. Im Spiel zweier nahezu gleichwertiger Teams war am Ende der Weltmeister 2003 aus Tschechien etwas glücklicher, als man in den 2 letzten Minuten aus einem 1:2 durch Geburtstagskind Jiri Hrdlicka das 3:2 markierte. Tschechien jubelte über Platz 1 mit einem mehr geschossenen Tor. Fazit nach dem 2. Tag aus deutscher Sicht: mit Platz 2 sehr zufrieden, vor allem Freude über das gewachsene Selbstvertrauen und den notwendigen Biß im Spiel, aber einhellige Meinung: „ausgerechnet Angstgegner Belgien“.

Für die Fachleute fing die WM-Entscheidung erst mit der Zwischenrunde und den K.O.-Spielen an. Ohne besondere Kraftanstrengung absolvierte Tschechien das 7:0 über Frankreich, das sich damit für das „Relegationsspiel zum Verbleib in der A-Gruppe“ qualifiziert hatte. Nun musste es zu dem Duell für Deutschland kommen, das die Waage in positive oder negative neigen lässt. Schon nach 10 Sek. erzielt Steve das 1:0, sah haltbar aus, also zeigt auch Belgien Nerven, wenn man erstmals eine WM-Medaille erringen kann. Aber zu schnell der Ausgleich, weil Mike Deuvaert fahren lässt und dann sogar das 1:2, passend dazu die Zwischenmusik „Es geht schon wieder los“. Gewachsenes Selbstvertrauen bei Steve, denn sein 4-Meter-Ball verwandelt er zum 2:2-Pausenstand. Die Schlüsselszene des Spiels gleich nach 30 Sek. Baudu hat für Belgien 4-Meter-Ball und will ganz frech unten flach verwandeln, Steve mit etwas Glück pariert, bei Baudu springt der Reifen ab und den direkten Gegenzug schließt Mike zum 3:2 erfolgreich ab. Über 4 Minuten will Deutschland nichts mehr riskieren und man wartet klug die Offensive von Belgien ab. Erst 2 Min. vor Schluß das 4:2 mit scheinbar haltbarem 5-Meter-Schuß von Mike. Aber wieder ein Alleingang von Deuvaert bringt das 3:4, wieder zittern und dann die Erlösung und das Aufatmen im Publikum. Steve pariert und den Abpraller übernimmt Mike, mit Körpertauschung spielt er sich frei und macht das 5:3 – mit diesem Sieg ist eine Medaille sicher und sichtbar fällt ein Last wie ein Felsbrocken von den Spielern ab.

Nach Tschechien und Deutschland wurde noch der 3. Endrundenteilnehmer zwischen Österreich und der Schweiz gesucht und es wurde ein dramatisches Match. In der 1. Halbzeit neutralisierten sich die Teams total, trotzdem das 1:0 für die Eidgenossen, als Reichen auf seiner „falschen“ Seite durchfuhr und mit Querpaß nach rechts Jiricek freispielte, der ins Dreieck hämmerte. Schneider mit aggressivem Spiel schaffte das 1:1, als er Jiricek den Ball wegschnappte und es schien zum 4-Meter-Schießen auszutrudeln. 13 Sek. vor Schluß jubelte die Schweiz, als Jiricek ein Fehlabgabe vor König wegschnappte und ins leere Tor zum 2:1 lenkte. Dann doch das unfassbare: ein Eckball nach dem Schlusspfiff für Österreich. Reichen machte sich breit, aber durch zweimaliges Antäuschen von Schneider rutschte er wenige Zentimeter nach vorn und diese Lücke nutzte Schneider zum 2:2-Ausgleich. Also doch das 4-Meter-Schießen. Trotz der taktischen Variante, dass Jiricek zweimal gegen König im Tor stand, erzielte das Team Austria alle 4 möglichen Treffer, während der WM-Neuling Reichen am Pfosten scheiterte und damit für die Schweiz am Ende mit Rang 4 vorlieb nehmen musste.

Sicherer als selbst erwartet rettete Frankreich gegen Kroatien die A-Gruppe mit 5:1 Toren, wobei Posedi mehrere Fehler produzierte und dadurch den Erfolg der Equipe tricolore ebnete.

Aus Schweizer Sicht war diese WM unglücklich gelaufen. Schon im 2. Spiel gegen Belgien war Zittern angesagt, denn Jiricek verletzte sich böse am Außenband und spielte von da an mit Kniemanschette. Dann hatte man gegen Tschechien bis 2 Minuten vor Schluß Platz 1 in der Hand und im K.O.-Spiel gegen Österreich gibt man mit einem Lapsus von Reichen den Sieg aus der Hand, weil dieser beim letzten Eckball ca. 25 cm. Platz zwischen Torpfosten und Körper lässt.

Belgien hat in allen Spielen kämpferisch überzeugt, aber wie so oft, fehlt am Ende das letzte Quentchen Glück. In allen Spielen waren sie bis weit in die 2. Halbzeit dran, aber der Erfolg blieb dann doch aus. Platz 5 ist gegenüber dem Vorjahr auf jeden Fall ein kleiner Rückschritt.

Frankreichs Ziel war, die A-Gruppe mit Anstand zu überstehen und sich voll auf die Relegation gegen die B-Gruppe zu konzentrieren. Dieses Vorhaben wurde mit Bravour gemeistert.